Entstehung und Entwicklung der Freiburger Kinderhausinitiative e.V. seit 1982
Die ersten Kindergruppen Kita Fabrik und Kita Lagerini wurden als Elternselbsthilfegruppen Ende der siebziger Jahre gegründet, weil es in Freiburg keine ausreichende Versorgung mit Betreuungsmöglichkeiten in Ganztagsgruppen für Kinder im Vorschulalter und für Kinder unter 3 Jahren gab.
Es ging aber nicht alleine um die Schaffung von Betreuungsplätzen, sondern auch um die Gewährleistung von guter pädagogischer Arbeit mit einem politisch motivierten Hintergrund, so wie sie sich die damaligen Eltern für Ihre Kinder vorstellten. Die meisten Eltern waren Studenten und hatten Zeit, aktiv und basisdemokratisch mitzuarbeiten und zu planen, denn die Gründereltern wollten mitwirken und mitentscheiden in den Kitas, die ihre Kinder ganztags besuchten. Sie trugen die Betriebskosten der Einrichtungen alleine und handelten autonom, ohne öffentliche Zuschüsse, mit hohen Elternbeiträgen und großem Engagement der Eltern und Fachkräfte, die für wenig Geld engagiert arbeiteten.
Die Freiburger Kinderhausinitiative ist von Eltern und päd. Fachkräften gegründet worden und wurde 1982 als gemeinnütziger Verein anerkannt, um mit Fachpersonal den unterschiedlichen aus Elterninitiative hervorgegangenen Kindertagesstätten und den Fachkräften langfristig eine stabile organisatorische und finanzielle Basis zu geben.
Elternmitverantwortung und großes Elternengagement in den Kitas war von besonderer Bedeutung und ein wesentlicher Bestandteil der Kitakonzepte und des Vereins. Nach und nach schlossen sich andere Elterninitiativen der Freiburger Kinderhausinitiative an, nicht zuletzt um Entlastung und finanzielle Sicherheit sowie bezahlbare Elternbeiträge durch öffentliche Zuschüsse zu erhalten, damit auch Eltern mit geringerem Einkommen den Zugang ermöglicht werden konnte.
Worin besteht heute die Initiative von Eltern?
Mittlerweile sind die Kitas im Verein keine Elternselbsthilfegruppen und keine klassischen Elterninitiativen mehr und werden von Eltern mit unterschiedlichsten politischen und unpolitischen, finanziellen und ideellen Hintergründen und Wünschen in Anspruch genommen wie Einrichtungen anderer freier Träger. Heute sollen auch die Kindertagesstätten der Freiburger Kinderhausini Eltern primär entlasten, ihnen Berufstätigkeit oder Ausbildung ermöglichen und ihnen Freiraum verschaffen!
Die "Elterninitiative" ist einerseits im Betreuungsvertrag geregelt und andererseits in dem Konzept "Elternmitwirkung in der Kinderhausini" Die Betriebskosten der inzwischen 9 Kinderbetreuungseinrichtungen des Vereins Freiburger Kinderhausinitiative werden von der Stadt nach den jeweiligen Richtlinien bezuschusst wie alle anderen freien Träger auch, den Restbetrag tragen die Eltern mit ihrem Elternbeitrag und einem Mitgliedsbeitrag.
Der große Vorteil unserer Einrichtungen liegt nach wie vor und deswegen auch bei den Eltern sehr gefragt in den 1 oder 2 gruppigen familiären Kitas, die überschaubar für alle sind und wo sich alle zumindest namentlich kennen. Ansonsten gibt es durch klare gesetzliche Vorgaben kaum noch Unterschiede zu den Einrichtungen anderer Träger, die inzwischen auch alle Elternmitarbeit, Erziehungspartnerschaft und Engagement von Eltern wünschen und erwarten und nach den gleichen öffentlichen Richtlinien pädagogisch arbeiten. Mitwirkung von Eltern im Verein und den Kindergruppen als Recht und Aufgabe
Eltern haben bei uns in der Regel das Recht:
· Auf eine qualifizierte und verlässliche Betreuung für ihr Kind.
· Auf Information und Transparenz über die Einrichtung und den Verein.
· Auf Einsicht in das pädagogische Konzept in Theorie und Praxis.
· Auf Beteiligung bei der Entwicklung und Veränderung des Konzeptes
· Auf Einflussnahme durch aktive Mitarbeit in den Gremien des Vereins wie Elternabend, Vorstand und Mitgliederversammlung.
· Auf Beteiligung bei Personalentscheidungen durch ElternvertreterInnen.
Gleichzeitig wird wie im Betreuungsvertrag festgeschrieben erwartet dass
· Eltern der Kindergruppen Mitglied im Verein sind,
· Eltern regelmäßig an den Elternabenden teilnehmen,
· Eltern sich an Renovierungsarbeiten und bei der Gestaltung der Außenspielflächen sowie an der Pflege der Gärten beteiligen,
· Eltern entweder selber und auf eigene Kosten für die Bereitstellung der Mahlzeiten sorgen
· Eltern bei Bedarf für Elterndienste zur Verfügung stehen.
Strukturen der Zusammenarbeit in der Kinderhausini
Die Freiburger Kinderhausinitiative ist vom Ursprung her das Ergebnis eines gemeinsamen Engagements von Eltern und PädagogInnen. In den vielen Jahren, in denen in den Kindergruppen und im Verein gemeinsam viel improvisiert und mit geringen finanziellen Mitteln ein Selbsthilfeverein zu einem in der Stadt sehr anerkannten Trägerverein weiterentwickelt wurde, zählten vor allem Ideen und persönlicher Einsatz.
Nicht feste Strukturen und die Betonung von Unterschieden stand im Vordergrund, sondern der Zusammenhalt und das Engagement für die gemeinsame Sache. Im Laufe dieser vielen Jahre haben aber auch unterschiedliche interne und externe Bedingungen strukturelle Veränderungen bewirkt und notwendig gemacht, bzw. machen sie notwendig:
" Die tarifliche Absicherung der Arbeitsplätze und somit ein tarifliches Einkommen für die eingestellten Fachkräfte, die über viele Jahre großes Engagement trotz geringerer Bezahlung gezeigt haben
" Die Absenkung der Elternbeiträge auf städtisches Niveau, was vielen heutigen Eltern den Zugang zu unseren Einrichtungen erst möglich macht, da die Stadt für geringverdienende Eltern nur den städtisch festgelegten Elterbeitrag übernimmt
" die Entstehung von unterschiedlichen Arbeitsplätzen wie Reinigungs- und Verwaltungsfachkräften zur Entlastung der Eltern
" Die Vernetzung der Gruppen und die stärkere Einbindung in die Strukturen des Vereins durch Mitarbeitervertretung und ein gemeinsames päd. Konzept
" Die Expansion des Vereins durch Beitritte von Kitas aus Elterninitiative, die die vielfältigen und steigenden an Sie gestellten öffentlich-rechtlichen Aufgaben als Arbeitgeber nicht mehr in Elternregie erfüllen konnten und wollten.
Immer weniger Eltern haben real die Zeit und die Fähigkeit, diese erwarteten Leistungen als "Nicht Fachkräfte" auch praktisch zu erbringen. Sie haben damit auch bewusst ihre Autonomie als Gruppe aufgegeben und sich den Strukturen der Kinderhausini angegliedert " In diesem Zusammenhang steht auch die Vergrößerung der beim Verein angestellten Fach- und Hilfskräfte " Die zunehmende und selbstverständliche Inanspruchnahme des Vereins als Dienstleistungsbetrieb.
Diese Entwicklung machte und macht es weiterhin notwendig, Strukturen in der Zusammenarbeit und in Abläufen, d.h. Zuständigkeiten, Verantwortungsbereichen, realen Möglichkeiten und zeitliche Rahmenbedingungen, immer wieder zu überdenken, zu klären und zu verbessern. Die Einrichtungen und die einzelnen Teams haben innerhalb des pädagogischen Konzeptes und der gemeinsam vereinbarten Rahmenbedingungen nach wie vor einen großen Gestaltungsraum. Das Engagement und die Motivation der MitarbeiterInnen sowie deren Identifikation mit ihrer Einrichtung ist nach wie vor die Basis für den Erfolg der Kinderbetreuungseinrichtungen der Freiburger Kinderhausini.
Wichtig und gewünscht ist nach wie vor die konstruktive Mitwirkung der verschiedenen Gruppen in diesem Verein.
Wir brauchen weiterhin die Ideen, Argumente und Lebenserfahrungen von Eltern und MitarbeiterInnen. Die Entwicklungen im Verein sind und werden auch weiterhin Ergebnis von Beratungen und Empfehlungen bzw. Wünschen aus den vereinsinternen Gremien sein.
Dazu bedarf es jedoch auch kontinuierlicher Hintergrundinformationen, Transparenz und besonders eigenverantwortliches Informationsbedürfnis der beteiligten Menschen im Verein und in den Gruppen, damit Zusammenhänge verstanden werden können und die Beteiligung an vereinsinternen Arbeitsgruppen und Gremien eine Weiterentwicklung ermöglichen.
Letztendlich treffen und verantworten aber gerade auch mit Blick auf die Vielzahl der Gremien und die beteiligten Personen und dem oft zeitlich, pädagogisch oder ökonomisch festgelegten Rahmen die Entscheidungen die Vorstände oder die Leitung der Kinderhausini und/oder bei Bedarf die Mitgliederversammlung. Dies geschieht selbstverständlich weiterhin nach demokratischen Grundsätzen und mit Blick auf die individuellen und oft grundsätzlichen Zusammenhänge.